Wie groß sollte die Margin of Safety beim Kauf einer Aktie sein?
Benjamin Graham führte den Begriff Margin of Safety oder deutsch Sicherheitsmarge im Finanzbereich in seinem Buch Security Analysis zuerst ein. In einem weiteren seiner Bücher (The Intelligent Investor) beschäftigt er sich in einem ganzen Kapitel mit diesem Ansatz.
Der Margin of Safety ist kurz erklärt der Unterschied zwischen dem Preis, den der Anleger bereit ist zu zahlen und dem Wert einer Aktie. Ein Investment sollte daher nur mit einem Margin of Safety getätigt werden, um gegen unvorhergesehene Entwicklungen und Fehler in der Bewertung der Auswahl eines Invests gewappnet zu sein.
Allerdings gibt es keine wissenschaftliche Antwort darauf, welche exakte Höhe der Margin of Safety betragen sollte. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, die letztendlich auch subjektiv zu beurteilen sind.
Verschiedene Überlegungen zur Bestimmung des Margin of Safety
Betrachtet man den Margin of Safety bei Anleihen, so sieht der Ansatz anders aus als bei Aktien, weil es hierbei mehr darum geht, dass die Anleihe inklusive der Zinsen zurückgezahlt werden können soll. Graham setzt sich im Kapitel 20 des Intelligent Investor u.a. wie folgt auseinander: Sozusagen könnte man den Anteil der verwertbaren Vermögenswerte eines Unternehmens, welche die ausgegebenen Anleihen, Bankschulden u.ä. übersteigen, als Margin of Safety ansehen. Oder man achtet darauf, dass die durchschnittlichen Erträge eines Unternehmens die zu leistenden Zinszahlungen deutlich übersteigen.
Der Margin of Safety bei einer Anleihe als Beispiel wird sehr groß gewählt, um das Investment mit begrenzten Gewinnaussichten sehr sicher zu machen.
Bei Aktien entspricht der Margin of Safety dagegen dem Unterschied zwischen Wert und dem Preis, den man gewillt ist zu zahlen. Errechnen wir beispielsweise den Wert einer Aktie auf 100 €, möchten diese aber für 60 € kaufen, beträgt bei dieser Aktie der Margin of Safety 40%.
Je größer man den Margin of Safety wählt, desto größer sind die Fehleinschätzungen, die man sich bei der Bewertung des Wertes einer Aktie erlauben kann und desto kleiner ist die Gefahr, dass man bei weniger positiver Entwicklung des Investments einen dauerhaften Kapitalverlust erleidet.
Der Margin of Safety schützt einen Investor allerdings nicht davor, dass Verluste entstehen können – langfristigen Gewinnchancen sind aber so größer als die Verlustrisiken.
Arbeitet man als Investor nun noch mit einem diversifiziertes Portfolio aus Aktien, die jeweils mit einem ausreichend großen Margin of Safety gewählt wurden, so werden die Verlustrisiken für das Gesamtportfolio mit steigender Anzahl von Positionen immer kleiner.
Fügt man jedoch guten Investments solche ohne oder sogar mit negativem Margin of Safety hinzu, dann vergrößert man nicht die Sicherheit des Gesamtportfolios sondern verringert diese.
Das Konzept der Margin of Safety und Diversifikation gehören untrennbar zusammen.
Wie groß der Margin of Safety sein sollte
Um den genauen Wert einer Aktie für Zukunft zu bestimmen ist es notwendig, die zukünftige Entwicklung des Geschäftes des Unternehmens präzise vorherzusagen. Dies hat zwangsläufig immer mit Schätzungen zu tun, wohingegen es für den Rückblick einen verlässlichen Weg gibt. Ist also in der Vorhersage eine Schätzung enthalten, so ist der Margin of Safety auch eine Schätzung, weil dieser sich vom zukünftigen Preis ableitet.
Ist die Bestimmung des Wertes einer Aktie nun konservativ, so ist der Margin of Safety eher kleiner, als wenn der Wert der Aktie optimistisch bestimmt wird. Bei einer optimistischen Schätzung ist er logischerweise größer. Dies hängt im Weiteren auch davon ab, wie der Unternehmenswert bewertet wird. Entstehen bei dieser Bewertung Probleme, kann z.B. der Net Current Asset Value weiterhelfen.
Wie groß der Margin of Safety sein sollte, hängt von der Sicherheit der Prognose ab und den Folgen, wenn diese nicht eintrifft.
Zukunftsprognosen birgen immer ein Fehlerpotential in sich. So kann es nun sein, dass z.B. die Prognosen nicht zu 100% zutreffen oder die Annahme über die Beibehaltung der Markstellung des Unternehmens nicht ganz korrekt war.
Dies zeigt nun folgendes: Welche Margin of Safety man verlangen sollte, hängt stark davon ab, wie wahrscheinlich es ist, dass die eigene Prognose nicht eintrifft und was dann die Folgen für den Unternehmenswert wären.
Subjektive Komponente bei der Preisbestimmung
So ist es letztendlich weniger wichtig, wie exakt der Wert des Unternehmens vorherbestimmt wird, als dass man sich mit der der Höhe der Wahrscheinlichkeit beschäftigt, wie weit man mit seiner Prognose daneben liegt.
Die Grenzen der eigenen Prognose zu kennen ist wichtiger, als deren Genauigkeit. So kommt also bei der Bestimmung immer eine subjektive Komponente zum Tragen, welche danach fragt, bei welchem Preis man sich wohl fühlt, ein Investment zu tätigen.
Je weniger über ein Unternehmen bekannt ist und je unsicherer die Zukunftsaussichten, desto konservativer sollte die Festlegung des Wertes und des Margin of Safety sein.
Um den “Wohlfühlpreis” und den Margin of Safety zu betsimmen helfen u.a. einige grundlegenden Zahlen, wie Buchwert, geschätzte Ertragskraft, Net Current Asset Value oder FCF im Verhältnis zur Verschuldung, u.v.m.
Wie groß die Margin of Safety beim Kauf einer Aktie sein sollte, hängt stark von der Situation ab und welche Unsicherheiten bei der Bestimmung des Unternehmenswertes bestehen.
Die komplexen Analysen von PURE Rating unterstützen dabei umfangreich. Der Margin of Safety ist standardisiert auf 50% festgelegt (weiterführende Erklärungen finden Sie hier). Führt eine weiterführende Beschäftigung mit einem Wert zu einer anderen “Margin of Safety–Einschätzung” so hilft folgendes Tool.